Studie "Jahrbuch der Hilfswerke 2015"

Auf einen Blick

  • Analyse der Jahresrechnungen von spendensammelnden Schweizer Nonprofit-Organisationen .
  • Studie untersucht 508 Nonprofit-Organisationen im Hinblick auf die entsprechende Finanzberichterstattung, Reservenhaltung und Anlagepolitik.

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Inhalt der Studie

Gemeinnützige, spendensammelnde Nonprofit-Organisationen (NPOs) verfügen über finanzielle Reserven, u.a. zur Abfederung von unerwarteten Einnahmerückgängen oder von Mehrausgaben. Die vorliegende Studie untersucht 508 Nonprofit-Organisationen im Hinblick auf die entsprechende Finanzberichterstattung, Reservenhaltung und Anlagepolitik.

 

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Reservenhaltung

Die Erkenntnisse zur Haltung von Finanzvermögen und Reserven lassen sich folgendermassen zusammenfassen:

  • Eine typische Organisation kann mit ihrem Finanzvermögen den Betriebsaufwand 10 Monate (Median) bzw. 20 Monate (Mittelwert) lang decken. Die finanzielle Lage der einzelnen Organisationen unterscheidet sich stark voneinander.
  • Die in den Bereichen „Umwelt“, „Soziales Inland“ und „Gesundheit Inland“ tätigen Organisationen sind im Durchschnitt finanziell etwas besser gestellt (Finanzvermögen deckt Betriebsaufwand von knapp über 20 Monaten) als die im Bereich „Humanitäres Ausland“ aktiven NPOs sowie die Heime (rund 15 Monate).
  • Rund 57% der untersuchten Organisationen haben eine „Reservenquote 1“ (Organisationskapital in Relation zum Betriebsaufwand), die sich innerhalb der geplanten, unverbindlichen Bandbreiten der Zewo bewegt. Bei 24% liegt die „Reservenquote 1“ unterhalb des Minimums, bei 19% über dem Maximum. Rund 70% aller Organisationen halten die Bandbreiten der „Reservenquote 2“ ein (Organisationskapital plus Fondskapital in Relation zum Betriebsaufwand).

Fazit: Die typische Nonprofit-Organisation steht finanziell auf sicheren Beinen. Es bestehen aber deutliche Diskrepanzen zwischen den einzelnen Organisationen. Für sämtliche Organisationen ist es zentral, dass sie ihre finanziellen Reserven bewusst steuern.

 

Finanzberichterstattung

Aus der Analyse der Finanzberichterstattung der untersuchten Hilfswerke resultieren folgende Feststellungen:

  • Bei 77% aller Organisationen ist die aktuellste und vollständige Jahresrechnung auf ihrer Website einsehbar.
  • 238 von 389 Organisationen (61%) halten Wertschriften, die meisten von ihnen weisen diese auch separat aus. Gut jede fünfte Organisation (21%), die Wertschriften hält, legt offen, worin sie genau investiert ist (z.B. Obligationen, Aktien, übrige Finanzanlagen).
  • 113 der untersuchten Organisationen (29%) halten Immobilien. Diese dienen überwiegend operativen Zwecken (z.B. bei Heimen).
  • Bei 3 von insgesamt 238 Organisationen, die Wertschriften halten, ist das Anlagereglement auf ihrer Internetseite verfügbar.
  • Die wenigsten Organisationen weisen Angaben zu den Anlagerenditen oder den Vermögensverwaltungskosten aus.

Fazit: Spendensammelnde Nonprofit-Organisationen sind im Vergleich zu anderen gemeinnützigen Organisationen bereits heute relativ transparent. Verbesserungsmöglichkeiten bestehen bei der Offenlegung von Anlagerenditen und Vermögensverwaltungskosten sowie im Hinblick auf die Publikation des Anlagereglements.

 

Anlagepolitik

  • Das Finanzvermögen der untersuchten Organisationen gliedert sich im Durchschnitt in 66% liquide Mittel, 23% Wertschriften und 12% Immobilien (Werte gerundet).
  • 83% aller Heime halten Immobilien. Umweltorganisationen halten doppelt so häufig Immobilien (48%) wie Organisationen aus den übrigen drei Tätigkeitsbereichen (18% bis 23%).
  • Bei den Organisationen, die ihre Wertschriften detailliert offenlegen, sind diese knapp zur Hälfte (45%) in Obligationen investiert, zu rund 35% in Aktien und zu 20% in weitere Finanzanlagen.

Fazit: Die untersuchten Organisationen halten einen hohen Anteil an liquiden Mitteln. Deshalb ist es wichtig, dass Negativzinsen möglichst vermieden werden. Eine Erhöhung des Anlagerisikos ist nur dann in Erwägung zu ziehen, wenn die entsprechende Risikofähigkeit vorhanden ist.