Studie "Jahrbuch der Hilfswerke 2016"

Auf einen Blick

  • Analyse der Jahresrechnungen 2015 von spendensammelnden Schweizer Nonprofit-Organisationen.
  • Studie untersucht die rund 500 ZEWO-zertifizierten Organisationen im Hinblick auf ihre Finanzberichterstattung, Reservenhaltung und Anlagepolitik.
  • NEU: Empfehlungen zur Umsetzung der neuen ZEWO-Standards ("Reserven" und "Anlagen"), z.B. wichtigste Inhalte eines Anlagereglements.

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Inhalt der Studie

Auch die vorliegende 2. Auflage des Jahrbuchs der Hilfswerke enthält zahlreiche wichtige Finanzkennzahlen von gemeinnützigen, spendensammelnden Nonprofit-Organisationen (NPOs). Es basiert auf den öffentlich verfügbaren Jahresrechnungen der 501 ZEWO-zertifizierten Organisationen (Stand 31.12.2015). Gegenüber der Ausgabe von 2015 haben wir es jedoch um einige relevante Fragen ergänzt.
Erstmals umfasst das Jahrbuch auch Empfehlungen zur Umsetzung der ZEWO-Standards 11 (Reserven) und 15 (Anlagen). Beispielsweise sind die wichtigsten Inhalte eines Anlagereglements aufgeführt.

 

Download der Studie

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Reservenhaltung

Inwiefern NPOs Finanzvermögen und Reserven halten, lässt sich folgendermassen zusammenfassen:

  • Die untersuchten NPOs halten im Durchschnitt 50% der Bilanzsumme in Form von liquiden Mitteln (Bargeld, Kontoguthaben, Geldmarktanlagen), 20% als Wertschriften (Aktien, Obligationen, weitere Finanzanlagen), 24% in Immobilien und 6% in Form von operativem Umlauf- oder Anlagevermögen.
  • Die Organisationen weisen durchschnittlich ein Organisationskapital von 57% und ein Fondskapital von 23% der Bilanzsumme aus (20% Fremdkapital).
  • Eine typische Organisation kann mit ihrem Organisationskapital (Reservenquote 1) den Gesamtaufwand 7 Monate (Median) bzw. 13 Monate lang (Mittelwert) decken. Der Median variiert je nach Tätigkeitsbereich von 4 Monaten („Humanitäres Ausland") bis 11 Monate („Gesundheit Inland"). Organisationen im Bereich „Humanitäres Ausland" verfügen jedoch über relativ viel Fondskapital, sodass ihre finanzielle Situation in Realität als markant besser zu beurteilen ist.
  • Organisationen mit einem im Vergleich zum Gesamtaufwand hohen oder niedrigen Organisationskapital (Reservenquote 1) sind meist relativ klein und - im Fall einer hohen Reservenquote - überdurchschnittlich stark spendenfinanziert.
  • Rund 55% der untersuchten Organisationen liegen mit ihren Reserven innerhalb der von der ZEWO vorgegebenen Bandbreiten (Reservenquote 1 und 2). Somit sind 45% der Organisationen gehalten, eigene Reservenziele zu definieren.

Fazit: Die typische Nonprofit-Organisation steht finanziell auf sicheren Beinen. Es bestehen aber deutliche Diskrepanzen zwischen den einzelnen Organisationen. Ein beachtlicher Teil der Organisationen sollte sich gemäss Vorgaben der ZEWO eigene Reservenziele setzen und diese bewusst steuern.

 

Finanzberichterstattung

Aus der Analyse der Finanzberichterstattung der untersuchten Hilfswerke resultieren folgende Feststellungen:

  • Bei 79% aller Organisationen ist die aktuellste und vollständige Jahresrechnung auf ihrer Website einsehbar. Zusätzliche 12% der Organisationen zeigen zumindest Bilanz und Erfolgsrechnung. Lediglich 9% aller Organisationen legen ihre Jahresrechnung oder Teile davon noch nicht offen. Dabei handelt es sich häufig um Unterorganisationen.
  • 298 von 457 Organisationen (65%) halten Wertschriften. Von diesen weisen 230 Organisationen (77%) die Wertschriften separat aus.
  • 115 aller untersuchten Organisationen (25%) halten Immobilien. 52 dieser Organisationen (45%) weisen aus, ob ihre Immobilien betrieblich genutzt (17% bzw. 19 Organisationen) oder als Anlageobjekt gehalten wird (21% bzw. 24 Organisationen). 9 Organisationen (8%) geben an, Immobilien sowohl betrieblich zu nutzen als auch als Anlageobjekt zu halten.
  • Bei 3 von insgesamt 238 Organisationen, die Wertschriften halten, ist das Anlagereglement auf ihrer Internetseite verfügbar.

Fazit: Spendensammelnde Nonprofit-Organisationen sind im Vergleich mit anderen gemeinnützigen Organisationen bereits heute relativ transparent. Verbesserungsmöglichkeiten bestehen bei der (kaum vorhandenen) Offenlegung von Anlagerenditen und Vermögensverwaltungskosten sowie im Hinblick auf die Publikation des Anlagereglements.

 

Anlagepolitik

Zu den Vermögensanlagen der untersuchten Nonprofit-Organisationen wurden folgende Erkenntnisse gewonnen: 

  • Die Bilanzsumme aller untersuchten Organisationen setzt sich im Durchschnitt aus 50% liquiden Mitteln, 20% Wertschriften, 24% Immobilien und 6% operativem Umlauf- und Anlagevermögen zusammen.
  • Betrachtet man nur diejenigen Organisationen, die Wertschriften und/oder Immobilien halten, gliedert sich ihr Finanzvermögen in 54% liquide Mittel, 29% Wertschriften und 17% Immobilien.
  • Bei den Organisationen, die ihre Wertschriften detailliert offenlegen, sind diese je knapp zur Hälfte (47%) in Obligationen und Aktien investiert und zu 6% in weitere Finanzanlagen.
  • 70% aller Heime halten Immobilien. Umweltorganisationen halten doppelt so häufig Immobilien (50%) wie Organisationen aus den übrigen drei Tätigkeitsbereichen (13% bis 22%).

Fazit: Die untersuchten Organisationen halten einen hohen Anteil an liquiden Mitteln. Deshalb ist es nach wie vor wichtig, dass Negativzinsen möglichst vermieden werden. Eine Erhöhung des Anlagerisikos ist nur dann in Erwägung zu ziehen, wenn die entsprechende Risikofähigkeit vorhanden ist.