Studie "2. Säule 2018: Analyse der Geschäftsberichte von Pensionskassen"

Auf einen Blick

  • PPCmetrics Studie basiert auf den revidierten Geschäftsberichten der Vorsorgeeinrichtungen
  • Fokus: wichtige und vergleichbare Kennzahlen
  • Breites und repräsentatives Universum von über 290 Kassen, einem Vorsorgevermögen von rund CHF 655 Milliarden und über 3.2 Millionen Versicherten

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Ziel und Mehrwert der Studie

Mit der vorliegenden Publikation veröffentlicht die PPCmetrics zum vierten Mal die Studie «Analyse der Geschäftsberichte von Pensionskassen». Informationen zum Zustand der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen sind von wesentlichem Interesse für die Versicherten, die Verantwortlichen der Vorsorgeeinrichtungen sowie für die Öffentlichkeit im Allgemeinen. Diese Publikation weist zusätzlich zu allen im letzten Jahr gezeigten Kennzahlen neu ein Kapitel zur absoluten Rendite von Vorsorgeeinrichtungen im Jahr 2017 aus. Zudem wird der Zusammenhang zwischen absoluter Rendite und effektiver Verzinsung der aktiven Versicherten im Jahr 2017 aufgezeigt.

Gewisse gebräuchliche Kennzahlen, wie beispielsweise der Deckungsgrad, sind schwierig zu vergleichen, da sie auf unterschiedlichen Annahmen, Parametern und Bewertungen basieren. Ziel der vorliegenden PPCmetrics Studie ist es, einen Beitrag zu einer besseren Vergleichbarkeit und höheren Transparenz im Pensionskassenmarkt zu leisten.

Der zentrale Mehrwert der vorliegenden Studie gegenüber anderen Untersuchungen zum Schweizer Pensionskassenmarkt liegt in der Verwendung von Daten aus den revidierten Geschäftsberichten. Diese Daten zeichnen sich durch einen hohen Standardisierungsgrad und eine hohe Zuverlässigkeit aus. Im Gegensatz zu Erhebungen basierend auf subjektiven Befragungen ist somit eine hohe Vergleichbarkeit möglich. Die Analyse fokussiert dabei auf wichtige und vergleichbare Kennzahlen. Schlussendlich stützt sich die Studie auf eine breite und repräsentative Peer Group von 294 Kassen mit einem kumulierten Vorsorgevermögen von rund CHF 655 Mrd. und über 3.2 Millionen Versicherten.

 

Download der Studie

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Zentrale Ergebnisse

Die wesentlichen Ergebnisse der vorliegenden Publikation lassen sich für das vergangene Geschäftsjahr wie folgt zusammenfassen:

 

Technischer Zins

Der Trend zu sinkenden technischen Zinsen (Bewertungszins) setzte sich wie in den vergangenen Jahren auch im Jahr 2017 ungebremst fort. Gegenüber dem Vorjahr 2016 sank der durchschnittliche technische Zins um -0.21%-Punkte (von 2.27% auf 2.06%). Im Gegensatz zu den Vorjahren hat sich im Jahr 2017 das Zinsniveau, gemessen an der Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen, erstmals wieder erhöht. Dieses ist von -0.14% (Ende 2016) auf -0.10% per Ende 2017 um 0.04%-Punkte angestiegen. Im Jahr 2017 war wiederum eine leichte Annäherung der technischen Zinssätze zu beobachten. Die Differenz der durchschnittlichen technischen Zinsen lag zwischen öffentlich-rechtlichen und privatrechtlichen Pensionskassen noch bei 0.28%-Punkten (2016: 0.40%-Punkte). Die Spannweite der technischen Zinssätze (Differenz zwischen Minimum und Maximum) ist nach wie vor enorm und bewegte sich zwischen -0.75% und 4.00%. Die Vorsorgeeinrichtung mit dem deutlich negativen technischen Zins ist eine Rentnerkasse.

Der technische Zinssatz ist im letzten Jahr gesunken. Der Durchschnittswert verbleibt über dem risikolosen Zinssatz.

 

Effektive Verzinsung

Die effektive Verzinsung der Sparkapitalien der aktiv Versicherten ist im Jahr 2017 deutlich angestiegen. Sie lag im Durchschnitt bei 2.25% und damit über dem Vorjahreswert von rund 1.64% und nur knapp unterhalb dem Durchschnittswert des Jahres 2014 mit 2.34% Verzinsung. 2017 war die Verzinsung des Sparkapitals im Mittelwert bei den öffentlich-rechtlichen Kassen (1.61%) deutlich tiefer als bei den privatrechtlichen (2.40%). Im Vergleich zum Vorjahr 2016 wurden deutlich häufiger hohe und teilweise sehr hohe Verzinsungen ausgewiesen, während aufgrund des gesunkenen BVG-Mindestzinses im Jahr 2017 im unteren Bereich der Verteilung häufig auch Verzinsungen von 1% gewählt wurden.

 

 

Der Vergleich zwischen effektiver Verzinsung und technischem Zins macht deutlich, dass im Beitragsprimat die Verzinsung der Vorsorgekapitalien für Rentner (technischer Zins) tiefer war als die Verzinsung der Sparkapitalien der aktiven Versicherten (effektive Verzinsung).

 

Absolute Rendite

Die durchschnittliche absolute Rendite 2017 aller betrachteter Pensionskassen betrug rund 7.57% (Median 7.50%). Die Spannweite (Differenz zwischen Maximum und Minimum) der absoluten Renditeergebnisse ist mit Resultaten zwischen 2.50% bis 13.52% sehr gross. Der Durchschnitt der absoluten Renditen lag bei den öffentlich-rechtlichen Vorsorgeeinrichtungen im Jahr 2017 bei 8.06% (Median: 8.10%), jener der privatrechtlichen bei 7.45% (Median: 7.36%). Die durchschnittliche Vorsorgeeinrichtung wählte bei einer positiven absoluten Rendite von rund 7.6% eine Verzinsung der aktiven Versicherten von 2.25%. Viele Vorsorgeeinrichtungen wählten, unabhängig von der erzielten absoluten Rendite 2017, die vorgegebene BVG-Mindestverzinsung von 1%. Eine höhere absolute Rendite im Jahr 2017 bedeutete nicht in jedem Fall eine höhere Verzinsung für die aktiv Versicherten. Andere Faktoren, wie z.B. die Risikofähigkeit, hatten einen wesentlicheren Einfluss auf die Verzinsung (vgl. im Detail Kapitel 4).


Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass ein positiver Zusammenhang zwischen der absoluten Rendite und der effektiven Verzinsung im Jahr 2017 besteht. Dieser ist jedoch schwach und statistisch nicht signifikant.

 

Risikotragender Deckungsgrad

Der risikotragende Deckungsgrad misst die Belastung der Risikoträger von Schweizer Pensionskassen. 2017 stieg der durchschnittliche risikotragende Deckungsgrad der Vorsorgeeinrichtungen im System der Vollkapitalisierung deutlich von 88.4% auf 102.4%. Ein risikotragender Deckungsgrad unter 100% bedeutet, dass per Stichtag die garantierten Renten nicht ohne Unterstützung der Risikoträger finanziert werden können. In einem solchen Fall müssen aktiv Versicherte und gegebenenfalls der Arbeitgeber mit potenziellen Leistungseinbussen oder sogar Sanierungsmassnahmen rechnen. Die deutliche Verbesserung des risikotragenden Deckungsgrades kann primär auf die stark positiven absoluten Renditen des Jahres 2017 zurückgeführt werden. Die risikolosen Zinsen haben sich im Berichtsjahr 2017 nicht merklich verändert, wodurch es zu keinen signifikanten Änderungen der diskontierten Verpflichtungen gekommen ist (vgl. im Detail Kapitel 5).


Der risikotragende Deckungsgrad misst transparent und vergleichbar die effektive finanzielle Situation der Pensionskassen aus Sicht der Risikoträger. Der durchschnittliche risikotragende Deckungsgrad ist im letzten Jahr aufgrund der positiven absoluten Renditen deutlich angestiegen.

 

Vermögensverwaltungskosten

Vermögensverwaltungskosten spielen sowohl in der öffentlichen Diskussion als auch für die Verantwortlichen von Pensionskassen eine wichtige Rolle. 2017 betrugen diese im Durchschnitt aller Vorsorgeeinrichtungen 0.43% (Median: 0.38%) der transparenten Anlagen. Der Median und der Durchschnitt nahmen im Vergleich zum Vorjahr (2016 Durchschnitt: 0.42%, Median: 0.36%) leicht zu.

Im Vergleich zum Jahr 2016 stiegen die durchschnittlichen Vermögensverwaltungskosten leicht an. Gegenüber dem Vorjahr hat der Anteil Vorsorgeeinrichtungen mit vollständiger Kostentransparenz zugenommen. Ein Teil des Kostenanstiegs kann möglicherweise auf die erhöhte Transparenz zurückgeführt werden.

 

Ausgewiesene Umwandlungssätze

Die ausgewiesenen Umwandlungssätze aller betrachteten Vorsorgeeinrichtungen betrugen per 01.01.2018 im Durchschnitt und im Median rund 5.9% (01.01.2017: Durchschnitt und Median rund 6.0%). Gegenüber dem Vorjahr hat demnach sowohl der Median als auch der durchschnittliche Umwandlungssatz leicht abgenommen. Die Spannweite umfasst Sätze zwischen 4.2% und 7.0%. Basierend auf den Zinssätzen per 31.12.2017 liegt der ökonomisch neutrale Umwandlungssatz bei 3.8%. Der durchschnittliche Umwandlungssatz der untersuchten Pensionskassen liegt somit weiterhin um mehr als 50% darüber. Das bedeutet, dass ökonomisch gesehen zur Finanzierung einer (garantierten) Altersrente rund die Hälfte mehr an Kapital benötigt wird, als bei der Pensionierung an Altersguthaben vorhanden ist.
In einer weiteren Analyse werden die bereits bekanntgegebenen zukünftigen Umwandlungssätze (max. 10 Jahre in die Zukunft) der Kassen verglichen. Vorsorgeeinrichtungen innerhalb dieser Vergleichsgruppe sehen in Zukunft Umwandlungssätzen von durchschnittlich 5.68% (2016: 5.71%) vor. In beiden Auswertungen weisen öffentlich-rechtliche und teilkapitalisierte Vorsorgeeinrichtungen höhere Umwandlungssätze aus als privatrechtliche und vollkapitalisierte Kassen.

Die Umwandlungssätze per 01.01.2018 liegen bei Pensionskassen durchschnittlich bei rund 5.9% (01.01.2017: 6.0%) und werden gemäss aktuellem Informationsstand in den nächsten Jahren auf durchschnittlich rund 5.7% gesenkt werden. Dies verdeutlicht, dass in Zukunft mit deutlich tieferen Umwandlungssätzen zu rechnen ist.

Weitere Indikatoren

Unter Berücksichtigung des Zinsniveaus per Ende 2017 berechnet sich ein Umwandlungssatz von rund 3.8%. Dies bedeutet, dass ökonomisch gesehen für die zukünftigen Renten deutlich mehr Kapital benötigt wird, als bei der Pensionierung vorhanden ist.

Rund 2% der privatrechtlichen Pensionskassen und rund 12% (Vorjahr 13%) der öffentlich-rechtlichen Kassen verfügen noch über ein Leistungsprimat. Kassen im Beitragsprimat sind die mit Abstand dominierende Primatart.

Hinsichtlich der verwendeten Sterbetafeln hat sich der Anteil Vorsorgeeinrichtungen mit Generationentafeln gegenüber Periodentafeln im Vergleich zum Vorjahr wiederum erhöht. Per Ende 2017 verwendeten rund die Hälfte (45%; Vorjahr 42%) der Vorsorgeeinrichtungen eine Generationentafel.

Der durchschnittliche technische Anteil des Vorsorgekapitals der aktiven Versicherten am gesamten Vorsorgekapital beträgt rund 54% und hat gegenüber dem Vorjahr u.a. aufgrund der hohen Verzinsungen der Vorsorgekapitalien der aktiv Versicherten sowie der erhöhten Akkumulation durch Versicherte nahe am Renteneintrittsalter (Stichwort Babyboomer) trotz der wiederum gesunkenen technischen Zinsen (führt zu einem Anstieg des technischen Vorsorgekapitals der Rentner) anteilsmässig leicht zugenommen. Die mittleren 50% der Vorsorgeeinrichtungen weisen eine Quote für das Vorsorgekapital der aktiven Versicherten zwischen rund 43% und rund 67% aus.

Bei den Anlagestrategien der Pensionskassen zeigt sich unverändert eine grosse Vielfalt. Obligationen CHF, Aktien Welt und Immobilien sind weiterhin die mit Abstand bedeutendsten Anlagekategorien. Die Spannweiten der jeweiligen Anlagekategorien sind sehr weit, was auf eine grosse Variabilität der Anlagestrategien im Schweizer Pensionskassenmarkt schliessen lässt. Grundsätzlich sollte die Anlagestrategie der strukturellen und finanziellen Risikofähigkeit der Kasse entsprechen.