Studie "2. Säule 2019: Analyse der Geschäftsberichte von Pensionskassen"

Auf einen Blick

  • PPCmetrics Studie basiert auf den revidierten Geschäftsberichten der Vorsorgeeinrichtungen
  • Fokus: wichtige und vergleichbare Kennzahlen
  • Breites und repräsentatives Universum von rund 290 Kassen, einem Vorsorgevermögen von rund CHF 649 Milliarden und über 3.4 Millionen Versicherten

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Ziel und Mehrwert der Studie

Mit der vorliegenden Publikation veröffentlicht PPCmetrics zum fünften Mal die Studie «Analyse der Geschäftsberichte von Pensionskassen». Informationen zum Zustand der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen sind von wesentlichem Interesse für die Versicherten, die Verantwortlichen der Vorsorgeeinrichtungen sowie für die Öffentlichkeit im Allgemeinen. Zusätzlich zu allen im letzten Jahr gezeigten Auswertungen, weist diese Publikation neu ein Kapitel zum Zusammenhang zwischen absoluter Rendite und Grösse von Vorsorgeeinrichtungen im Zeitraum der letzten beiden Jahre aus.

Gewisse gebräuchliche Kennzahlen, wie beispielsweise der Deckungsgrad, sind schwierig zu vergleichen, da sie auf unterschiedlichen Annahmen, Parametern und Bewertungen basieren. Ziel der vorliegenden Studie ist es, einen Beitrag zu einer besseren Vergleichbarkeit und höheren Transparenz im Pensionskassenmarkt zu leisten.

Der zentrale Mehrwert der vorliegenden Studie gegenüber anderen Untersuchungen zum Schweizer Pensionskassenmarkt liegt in der Verwendung von Daten aus den revidierten Geschäftsberichten. Diese Daten zeichnen sich durch einen hohen Standardisierungsgrad und eine hohe Zuverlässigkeit aus. Im Gegensatz zu Erhebungen, die auf subjektiven Befragungen basieren, ist hiermit eine hohe Vergleichbarkeit möglich. Die Analyse fokussiert dabei auf wichtige und vergleichbare Kennzahlen. Schlussendlich stützt sich die Studie auf eine breite und repräsentative Peer Group von 289 Pensionskassen mit einem kumulierten Vorsorgevermögen von CHF 649 Mrd. und über 3.4 Millionen Versicherten.

 

Download der Studie

2019-10 II Säule 2019 Analyse Geschäftsberichte von Pensionskassen Version 18_Seite_02.png 

 

Zentrale Ergebnisse

Die wesentlichen Ergebnisse der vorliegenden Publikation lassen sich für das vergangene Geschäftsjahr wie folgt zusammenfassen:

 

Effektive Verzinsung

Die effektive Verzinsung der Sparkapitalien der aktiv Versicherten ist im Jahr 2018 deutlich gesunken. Sie lag im Durchschnitt bei 1.38% und damit um mehr als einen Drittel unter dem Vorjahreswert von rund 2.25% (hohe Verzinsung u.a. aufgrund der deutlich positiven absoluten Renditen im Jahr 2017). 2018 war die Verzinsung des Sparkapitals im Mittelwert bei den öffentlich-rechtlichen Pensionskassen (1.21%) tiefer als bei den privatrechtlichen (1.42%). Gegenüber 2017 ist die durchschnittliche Verzinsung der Kassen um rund
-0.87%-Punkte (öffentlich-rechtliche: -0.40%-Punkte, privatrechtliche: -0.98%-Punkte) gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr 2017 wurden deutlich häufiger tiefere Verzinsungen gewährt. Im Jahr 2018 wählten mehr als die Hälfte aller Vorsorgeeinrichtungen (rund 55%) die BVG-Mindestverzinsung von 1.00% (2017: 56% zwischen 1.00% und 2.00%) (vgl. im Detail Kapitel 2).

Die durchschnittliche Verzinsung lag mit 1.38% deutlich unter den hohen Verzinsungen des Jahres 2017 (2.25%), jedoch häufig über der BVG Mindestverzinsung von 1%, trotz im Durchschnitt negativer absoluten Renditen im Jahr 2018. Durchschnittlich betrachtet wurden im Jahr 2018 die tiefsten Verzinsungen seit Messbeginn (2008) gewählt. Es gilt jedoch zu beachten, dass auch der BVG-Mindestzinssatz im entsprechenden Zeitraum deutlich gesunken ist.

 

Technischer Zins

Gegenüber dem Jahr 2018 sank der durchschnittliche technische Zins von 2.06% auf 1.99% (-0.07%-Punkte). Das Zinsniveau, gemessen an der Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen, ist leicht von -0.10% (Ende 2017) auf
-0.15% gefallen. Der durchschnittliche technische Zinssatz ist somit in einem ähnlichen Ausmass gesunken wie das langfristige Zinsniveau. Die Differenz zwischen öffentlich-rechtlichen (2.25%) und privatrechtlichen Pensionskassen (1.93%) lag bei 0.32%-Punkten (2017: 0.28%-Punkte). Die Differenz der technischen Zinssätze verblieb damit auf ähnlichem Niveau wie im Vorjahr. Die Spannweite der technischen Zinssätze (Differenz zwischen Minimum und Maximum) ist nach wie vor enorm und bewegte sich zwischen -0.75% und 3.50%. Die Vorsorgeeinrichtung mit dem tiefsten technischen Zins ist eine Rentnerkasse (vgl. im Detail Kapitel 3).

Der Trend zu sinkenden technischen Zinsen (Bewertungszins) setzte sich im Jahr 2018 weiter fort. Der technische Zinssatz ist im letzten Jahr um durchschnittlich -0.07%-Punkte gesunken. Die  technischen Zinssätze haben jedoch weniger stark abgenommen als in den vergangenen Jahren.

Der durchschnittliche technische Zinssatz verbleibt mit 1.99% über dem risikolosen Zins. Die Spannweite der technischen Zinssätze (Unterschiede zwischen Kassen) bleibt enorm.

Der Vergleich zwischen effektiver Verzinsung und technischem Zins macht deutlich, dass im Beitragsprimat die Verzinsung der Vorsorgekapitalien für Rentner (technischer Zins) höher war als die Verzinsung der Sparkapitalien der aktiv Versicherten (effektive Verzinsung). Im Vergleich zum Jahr 2017 sank die durchschnittliche effektive Verzinsung der Sparkapitalien deutlich um -0.87%-Punkte auf 1.38%. Demgegenüber steht eine leichte Senkung des technischen Zinssatzes um -0.07%-Punkte auf durchschnittlich 1.99% (vgl. im Detail Kapitel 3).

Im Vergleich zum Vorjahr lag der technische Zinssatz im Jahr 2018 wieder deutlich über der effektiven Verzinsung der Sparkapitalien (Differenz: 0.61%-Punkte). Dies wiederspiegelt die Ungleichbehandlung von aktiv Versicherten und Rentnern.

 

Absolute Rendite


Die durchschnittliche absolute Rendite aller betrachteten Pensionskassen betrug im Jahr 2018 rund -2.84% (Median: -3.04%). Der Durchschnitt der absoluten Renditen lag bei den öffentlich-rechtlichen Vorsorgeeinrichtungen im Jahr 2018 bei -2.60% (Median: -2.65%), jener der privatrechtlichen bei -2.89% (Median: -3.12%).


Die Spannweite (Differenz zwischen Maximum und Minimum) der absoluten Renditeergebnisse war mit Resultaten zwischen -8.11% bis 11.00% im Jahr 2018 stark variabel. Erstaunen mag im negativen Marktumfeld 2018 insbesondere die wenigen Ausreisser im oberen Ende der Verteilung. Diese sind insbesondere auf einmalige Sondereffekte (wie z.B. deutliche Immobilienaufwertungen bei einem hohen Anteil am Gesamtvermögen) zurückzuführen.

Die durchschnittliche Vorsorgeeinrichtung wählte bei einer negativen absoluten Rendite von rund -2.84% eine Verzinsung der aktiv Versicherten von 1.39%. Auch bei ähnlichen Renditen gab es hohe Schwankungen bei der effektiven Verzinsung. Andere Faktoren, wie z.B. die Risikofähigkeit, hatten einen wesentlicheren Einfluss auf die Verzinsung (vgl. im Detail Kapitel 4).

Der Zusammenhang zwischen der absoluten Rendite und der effektiven Verzinsung ist im Jahr 2018 schwach positiv und statistisch nicht signifikant. Eine im Vergleich zum Vorjahr noch höhere Anzahl Vorsorgeeinrichtungen wählte die BVG-Mindestverzinsung von 1%.

 

Absolute Rendite / Grösse von Pensionskassen

Weisen grössere Pensionskassen z.B. aufgrund einer besseren Verhandlungsposition bei der Mandatsvergabe oder wegen ausgeprägteren Analysemöglichkeiten durchschnittlich höhere absolute Renditeergebnisse aus als kleine Vorsorgeeinrichtungen? Im Betrachtungszeitraum über die Jahre 2017 bis 2018 hatte die Vermögensgrösse gemäss der vorliegenden Studie keinen Einfluss auf die absoluten Ergebnisse der Vorsorgeeinrichtungen. Dies ist insbesondere interessant, da in den beiden Anlagejahren verschiedene Anlagekategorien erfolgreich waren. Im Durchschnitt waren die absoluten Renditen im Jahr 2017 positiv und im Jahr 2018 negativ. Die Datenbasis kann die Hypothese, dass grosse Vorsorgeeinrichtungen gegenüber kleinen einen Performancevorteil ausweisen, über die letzten beiden Jahre, nicht bestätigen (vgl. im Detail Kapitel 5).


In der Periode 2017 bis 2018 wiesen grosse gegenüber kleinen Vorsorgeeinrichtungen im Durchschnitt keine differierenden absoluten Renditeergebnisse aus.

 

Risikotragender Deckungsgrad

Der risikotragende Deckungsgrad misst die Belastung der Risikoträger von Schweizer Pensionskassen. 2018 sank der durchschnittliche risikotragende Deckungsgrad der Vorsorgeeinrichtungen im System der Vollkapitalisierung von 102.4% auf 89.0% deutlich. Ein risikotragender Deckungsgrad von unter 100% bedeutet, dass per Stichtag die garantierten Renten nicht ohne Unterstützung der Risikoträger finanziert werden können. In einem solchen Fall müssen aktiv Versicherte und gegebenenfalls der Arbeitgeber mit potenziellen Leistungseinbussen oder Sanierungsmassnahmen rechnen. Die deutliche Verschlechterung des risikotragenden Deckungsgrades kann primär auf die negativen absoluten Renditen des Jahres 2018 zurückgeführt werden. Die Zinsen haben sich im Berichtsjahr 2018 nicht merklich verändert, wodurch es zu keinen signifikanten Änderungen der diskontierten Verpflichtungen gekommen ist (vgl. im Detail Kapitel 6).


Der risikotragende Deckungsgrad misst die effektive finanzielle Situation der Pensionskassen aus Sicht der Risikoträger transparent und vergleichbar. Der durchschnittliche risikotragende Deckungsgrad der Vorsorgeeinrichtungen im System der Vollkapitalisierung sank im letzten Jahr aufgrund der negativen absoluten Renditen deutlich von 102.4% (2017) auf 89.0% (2018) und befand sich damit wieder auf ähnlichem Niveau wie im Jahr 2016 (88.4%).

Der durchschnittliche risikotragende Deckungsgrad sank im Jahr 2018 stärker als der technische Deckungsgrad. Eine Ursache dafür ist, dass die Risikoträger mit einem beschränkten Anteil am Kapital der Vorsorgeeinrichtung die gesamten Risiken tragen. Daraus resultiert beim risikotragenden Deckungsgrad eine Hebelwirkung.

 

Vermögensverwaltungskosten

Vermögensverwaltungskosten spielen sowohl in der öffentlichen Diskussion als auch für die Verantwortlichen von Pensionskassen eine wichtige Rolle. 2018 betrugen diese im Durchschnitt aller Vorsorgeeinrichtungen 0.44% (Median: 0.40%) der transparenten Anlagen. Der Median und der Durchschnitt nahmen im Vergleich zum Vorjahr (2017 Durchschnitt: 0.43%, Median: 0.38%) leicht zu. (vgl. im Detail Kapitel 7).


Im Vergleich zum Jahr 2017 stiegen die durchschnittlichen Vermögensverwaltungskosten leicht an. Gegenüber dem Vorjahr hat der Anteil von Vorsorgeeinrichtungen mit vollständiger Kostentransparenz um weitere 3.9%-Punkte zugenommen. Möglicherweise kann ein Teil des Kostenanstiegs auf die erhöhte Transparenz zurückgeführt werden.

 

Ausgewiesene Umwandlungssätze

Die ausgewiesenen Umwandlungssätze aller betrachteten Vorsorgeeinrichtungen betrugen per 01.01.2019 im Durchschnitt rund 5.75% und im Median 5.80% (01.01.2018: Durchschnitt und Median rund 5.9%). Gegenüber dem Vorjahr hat demnach sowohl der Median als auch der durchschnittliche Umwandlungssatz leicht abgenommen. Die Spannweite umfasst Sätze zwischen 4.5% und 7.0%. Basierend auf den Zinssätzen per 31.12.2018, liegt der ökonomisch neutrale Umwandlungssatz bei 3.83%.

Unter Berücksichtigung des Zinsniveaus per Ende 2018 berechnet sich ein Umwandlungssatz von rund 3.8%. Der durchschnittliche Umwandlungssatz liegt mit 5.75% somit weiterhin deutlich darüber. Dies bedeutet, dass ökonomisch gesehen für die zukünftigen Renten deutlich mehr Kapital benötigt wird, als bei der Pensionierung vorhanden ist.

In einer weiteren Analyse werden die bereits bekanntgegebenen zukünftigen Umwandlungssätze (max. 10 Jahre in die Zukunft) der Kassen verglichen. Vorsorgeeinrichtungen innerhalb dieser Vergleichsgruppe sehen in Zukunft Umwandlungssätze von durchschnittlich 5.58% (2017: 5.68%) vor. Dies verdeutlicht, dass in Zukunft mit deutlich tieferen Umwandlungssätzen zu rechnen ist (vgl. im Detail Kapitel 8).

Die Umwandlungssätze per 01.01.2019 liegen bei Pensionskassen durchschnittlich bei rund 5.75% (01.01.2018: 5.91%) und werden gemäss aktuellem Informationsstand in den nächsten Jahren auf durchschnittlich rund 5.58% gesenkt werden. Teilkapitalisierte Vorsorgeeinrichtungen weisen höhere Umwandlungssätze aus als vollkapitalisierte Kassen.

Weitere Indikatoren

Lediglich 1 von 231 der privatrechtlichen Pensionskassen ist noch im Leistungsprimat. Dagegen verfügen noch rund 13% der öffentlich-rechtlichen Kassen über ein Leistungsprimat. Das Beitragsprimat ist die mit Abstand häufigste Primatart.

Hinsichtlich der verwendeten Sterbetafeln, hat sich der Anteil Vorsorgeeinrichtungen mit Generationentafeln gegenüber Periodentafeln im Vergleich zum Vorjahr wiederum erhöht. Per Ende 2018 verwendete beinahe die Hälfte (48%; Vorjahr 45%) der Vorsorgeeinrichtungen eine Generationentafel.

Der durchschnittliche technische Anteil des Vorsorgekapitals der aktiv Versicherten am gesamten Vorsorgekapital beträgt rund 53% und hat gegenüber dem Vorjahr leicht abgenommen. Die mittleren 50% der Vorsorgeeinrichtungen weisen eine Quote für das Vorsorgekapital der aktiv Versicherten zwischen rund 43% und rund 66% aus (vgl. im Detail Kapitel 9).

Bei den Anlagestrategien der Pensionskassen zeigt sich unverändert eine grosse Vielfalt. Obligationen CHF, Aktien Welt und Immobilien sind weiterhin die bedeutendsten Anlagekategorien. Die Spannweiten der jeweiligen Anlagekategorien sind sehr weit, was auf eine grosse Variabilität der Anlagestrategien im Schweizer Pensionskassenmarkt schliessen lässt. Grundsätzlich sollte die Anlagestrategie der strukturellen und finanziellen Risikofähigkeit der Kasse entsprechen (vgl. im Detail Kapitel 9).